Donnerstag, 1. September 2011

Ein Grund, NICHT ins Kino zu gehen.

Vor ungefähr einem Jahr habe ich aus ja mittlerweile bekannter Liebe zur schönsten Stadt der Welt den Film Cairo Time reingezogen. Auf DVD, bei einer Freundin. Der Film war damals noch nicht in Deutschland erschienen, und nach ungefähr einer halben Stunde Film war mir auch klar, dass selbst ich, die sich leidenschaftlich alles einverleibt, was auch nur irgendwie mit arabischem Krimskrams zu tun hat, dass selbst ich nach ebendieser halben Stunde wütend das Kino verlassen hätte.
Nun erscheint der Film doch noch in Deutschland, wie ich eben lese. Wahrscheinlich hat sich im Zuge des ganzen Interesses durch die Revolution doch noch ein Verleih gefunden, der dieses Stück Ramsch hierzulande vermarkten will.
Jedenfalls: Sollte auch nur irgendjemand ansatzweise versucht sein, sich den Film anzuschauen: tut es nicht!
Abgesehen von der unfassbar klischeehaften, billigen Handlung (Weiße Amerikanerin mittleren Alters fühlt sich von ihrem erfolgreichen Mann vernachlässigt und trifft in Kairo, wo sie eigentlich ihren Mann besuchen wollte, den schönen, großen, dunklen, mysteriösen Orientalen, der ihr die verzauberte, nach Gewürzen duftenden, mit Kamelen und Pyramiden vollgestopfte Stadt zeigt, die immer irgendwie in Zeitlupe und in Sepia daherzukommen scheint. Natürlich verlieben die beiden sich und es gibt einen Konflikt. Ach.) könnte man sich auch einfach einen TUI Werbeclip über Ägypten reinzwiebeln. Wer sich für Kairo interessiert, findet hier nichts, aber auch gar nichts, was etwas mit der Stadt zu tun hat.
Das einzige, was hier - mal wieder - zu finden ist, ist purer, ätzender, vorgestriger Orientalismus. Das Märchen vom Fremden, vom Exotischen, alles eingeweigräuchert und überromantisiert, vollkommen daneben.
Ich könnte jetzt ins Detail gehen, jede einzelne Szene verhackstücken, aber dafür ist mir die Zeit zu schade. Jedenfalls: Nein, nein, nein zu Cairo Time!
Wer was über Kairo, also das echte Kairo lesen will, sollte sich das Buch von Khaled al Khamissi besorgen. Da riecht es nach Abgasen und Asphalt anstatt nach Weihrauch und Gewürzen, die Menschen tragen braune Galabiyyas anstatt weiße Leinenhemden und statt Kamelen gibt es hunderte schrottreife Taxis zu bewundern. So nämlich ist Kairo, und so liebt man es. Oder eben nicht.

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